Nur zu gern wollen wir unsere Aufmerksamkeit nur noch auf das Gute lenken, auf das Licht, die Schönheit, das Glück und die Freude. Und nur zu gern wollen wir das vermeintliche Gegenteil ignorieren - das Leid, den Schmerz und die Dunkelheit dieser Welt. Im Bereich Esoterik und Spiritualität finden wir viele Lichtarbeiter und Lichtboten - Menschen, die von Licht und Liebe sprechen. Und ein jeder, der sich mit diesen Themen auseinandersetzt, neigt dazu, es ihnen gleichzutun, sich auf Licht und Liebe zu konzentrieren und das "Gegenteil" zu verdrängen. Denn die meisten, die anfangen, sich für Esoterik und Spiritualität zu interessieren, haben in ihrem Leben schon genug Leid erfahren und suchen nun einen Ausweg. Jedoch führt Verdrängen und Nicht-haben-wollen leider nicht heraus aus dem Leid. Selbst, wenn man noch so viel Licht predigt und Worte der Liebe spricht, sich auf das Schöne und Bunte, das Glück und die Freude konzentriert - solange man das Licht als das Gegenteil von Dunkelheit ansieht und die Dunkelheit "weg" haben will, bleibt alles so, wie es ist. Das Leid bleibt, der Schmerz bleibt und die Dunkelheit verfolgt uns wie ein Schatten.
Das Weg-haben-wollen oder gar Bekämpfen funktioniert nicht. Wenn wir das Licht gegen die Dunkelheit einsetzen, um sie auszulöschen, scheitern wir. Denn solange wir gegen etwas kämpfen, brauchen wir einen Gegner. Und der Gegner wird so lange bleiben, bis der Kampf endet.
Das Licht/Schatten-Prinzip habe ich schon oft angesprochen. Und ich habe es in der gesamten "Herz"-Reihe beschrieben, die nun "One" heißt. Dass ich damit auf Widerstand gestoßen bin, zeigt, wie sehr die Menschen die Dunkelheit verdrängen wollen. Sie wollen das "Gegenteil" vom Licht nicht sehen, merken aber nicht, dass sie dieses "Gegenteil" durch ihren Widerstand aufrechterhalten.
Leider leben wir (noch) nicht in einer leidfreien Welt voll Licht, Glück und Sonnenschein. Es gibt viel Kummer und Schmerz, ausgeprägtes Leid und so viel Angst. Wir tun der Welt keinen Gefallen, wenn wir das ignorieren und verdrängen. Sie wird nicht heilen, wenn wir den Schmerz nicht einmal ansehen wollen. Diese Welt tut oft unsagbar weh. Und es ist erlaubt, dieses Leid auszusprechen - selbst, wenn man ein Lichtarbeiter ist und Licht und Liebe verbreiten will. Auch Lichtarbeiter leiden.
Einen Missstand, ein negatives Gefühl oder einen schlechten Gedanken wegzuschieben, zu unterdrücken oder mit Licht/Liebe gar zu bekämpfen, führt nicht zum Erfolg, sondern zum absoluten Gegenteil. Der Missstand, das negative Gefühl oder der schlechte Gedanke wird größer! Und stärker! Unser Kampf dagegen (wozu auch das Verdrängen und Wegschieben zählt) ist ein negativer Fokus!!! Erst gestern habe ich einen Artikel über die Macht einer Fokussierung geschrieben. Ein negativer Fokus ist genauso machtvoll, wie ein positiver. Ein Kampf stärkt den Misstand! Das Nicht-haben-wollen der Dunkelheit (also der Negativität), macht sie nur umso größer!!
Deshalb habe ich aus dem Thema Dunkelheit und Leid eine Geschichte gemacht und die Dunkelheit personifiziert. Denn so konnte ich deutlich zeigen, dass die Dunkelheit uns braucht, um bestehen zu bleiben. Sie braucht unseren Kampf, unseren Widerstand, unser Verdrängen und Nicht-haben-wollen. Denn, wenn das alles wegfallen würde, würde sie sich sofort auflösen (müssen). Wenn du dem Kampf abschwörst, verschwindet der Gegner. Deshalb will Angor in "One" bekämpft werden. Und deshalb lässt er die Menschen leiden, damit sie ihn weiterhin bekämpfen und hassen. Das ist sein Lebenselixier. Angor steht in diesem Zusammenhang natürlich nur als Representant für alles, was wir ablehnen. Leid, Schmerz, Kummer, Angst ... Alles in allem steht er für die Dunkelheit, die wir nicht haben wollen.
Aber wie geht man nun mit dieser Dunkelheit am besten um? Meiner Meinung nach ist es wichtig, erst einmal zu erkennen, dass sie nicht das Gegenteil von Licht ist und auch nicht bekämpft werden muss. Die Gegensätze Licht und Schatten sind eine Illusion, genauso wie ihre Bewertung gut und schlecht. Das heißt allerdings nicht, dass man die Missstände gut finden oder sie gar lieben muss, um damit Frieden zu schließen. Man muss sie lediglich akzeptieren. Man muss nur annehmen, dass sie da sind. Nichts weiter. Denn sie sind ja nun mal da. Es nicht wahrhaben zu wollen, ändert nichts an der Tatsache. Allerdings bedeutet es auch nicht, dass man untätig herumsitzen und es ertragen muss. Wenn man sieht, wie jemandem Leid zugefügt wird und man handeln kann, dann handelt man selbstverständlich. Dann sitzt man nicht dort, guckt zu und meditiert darüber.
Leid ist zwar etwas, das zum Leben (noch) dazu gehört und akzeptiert werden muss, aber es ist auch etwas, das überwunden werden kann. Und meiner Meinung nach sind wir auch deswegen hier. Wir erleben diese Welt der Grenzen nicht, um zu leiden. Sondern, wir erleben Leid, um uns über die Grenzen zu erheben. Und um uns gegenseitig dabei zu helfen. Ich glaube nicht an die weitverbreitete Meinung, dass man Leid kennen muss, um auch Glück empfinden zu können. Dass man nur weiß, was Glück ist, wenn man auch das "Gegenteil" kennt. Leid ist nicht notwendig, um Glück, Liebe und Freude empfinden zu können. Es ist womöglich notwendig, um Grenzen zu empfinden und diese zu überwinden. Aber es ist keine Voraussetzung, um Glück fühlen zu können. Das ist ein Märchen. Ein Glaubenssatz, der viel zu weit verbreitet ist. "Nur, wenn du weißt, was Leid ist, weißt du auch, was Glück ist." Das mag stimmen, wenn man Leid und Glück als Gegensätze betrachtet. Erkennt man aber deren Illusion, ist auch dieser Glaubenssatz hinfällig.