Warum ist die Polarität in Bezug auf das Gesetz der Anziehung wichtig? In der One-Geschichte geht es kaum um etwas Anderes als die Polarität. Sie wird in den unterschiedlichsten Formen verkörpert und verdeutlicht. Sie ist fast ununterbrochen präsent, insbesondere durch die beiden sehr großen Gegensätze Gut und Böse. Aber sie erscheint auch in ihren subtileren Facetten immer und immer wieder, und zwar durch die beiden Pole, die auch schon aus »Euphoria« bekannt sind: Die Absicht und der Kampf. Die Protagonisten kämpfen unentwegt und ihnen wird – durch das Böse – auch immer wieder die Gelegenheit zum Kämpfen geboten. Im Gegenzug sind sie auch stetig in der Absicht, das Gute auf der Welt zu stärken und zu vermehren. Es ist ein ständiges Pendelspiel zwischen zwei Polen: Gut – Böse, Absicht – Kampf, Licht – Dunkelheit, Liebe – Angst. Man kann die Polarität fast in jeder Szene entdecken. Auch in den Szenen, in denen sie gar nicht so offensichtlich erscheint. Immer, wenn jemand in der Geschichte gegen etwas ist oder für etwas, zeigt sich die Polarität.
Aber was ist die Polarität überhaupt? In der Physik besteht die Polarität einfach aus zwei Spannungsschwerpunkten innerhalb eines Raumes. Diese Spannungsschwerpunkte reagieren aufeinander. Sie ziehen sich an, wie ein Magnet. Die Stärke der Anziehungskraft ist abhängig von der Spannung der Schwerpunkte. Ist die Spannung sehr unterschiedlich, ziehen sie sich entsprechend stärker an, als zwei Spannungen, die sich nicht so stark unterscheiden. In der Physik und in der Natur allgemein ist die Polarität etwas vollkommen Natürliches, da das ganze Leben und die Abläufe des Lebens zum Teil darauf aufgebaut sind. Man nehme zum Beispiel die beiden Spannungsschwerpunkte eines Magneten. Pole ziehen sich natürlicherweise an, um einen Ausgleich ihrer Differenz zu finden. Es sind Potentiale, die aus einem Überschuss (+) bestehen oder aus einem Mangel (-) und im Gegenteil ihren Ausgleich suchen, um wieder ihren harmonischen, natürlichen Zustand zu erreichen. Dieser natürliche Zustand ist der Nullpunkt, ohne Überschuss und ohne Mangel, also vollkommene Harmonie. Das ist das Spiel der Natur und es wirkt sich auf die Abläufe auf unserer Erde aus.
Dieses Naturgesetz wirkt aber nicht nur in der Physik, sondern auch überall dort, wo man durch seine Wahrnehmung eine Polarität erschafft, wo eigentlich gar keine ist. Beispiele hierfür sind die Polaritäten: Gut – böse, reich – arm, schön – hässlich, hell – dunkel, groß – klein, glücklich – unglücklich, gesund – krank usw. Dies sind keine wirklichen Polaritäten, sondern wurden von uns Menschen zu Polaritäten gemacht. Der Mensch trennte Gut von Böse, Reich von Arm, Glücklich von Unglücklich und Gesund von Krank und begann den jeweils einen Pol (der sich angenehm anfühlte) anzustreben und den anderen (der unangenehm war) abzulehnen und zu bekämpfen. Erst dadurch entstanden enorme Potentialüberschüsse und -mängel, die infolge ihrer Polarisierung eine physikalische Reaktion hervorbrachten: Die Anziehung.
Trennt man beispielsweise Glück von Unglück und betrachtet diese als zwei gegensätzliche Pole, erschafft man eine Polarität mit all ihren physikalischen Wirkungen. Zum Beispiel kann ein Pol niemals allein existieren. Es existiert immer auch sein Gegenpol. Und zwar genauso stark und genauso groß. Wenn man immer nur Glück will, erhält man damit auch seinen Gegenpol aufrecht. Denn ohne den einen Pol, kann der andere nicht existieren. Die beiden Pole werden sich anziehen, um wieder zu ihrer Harmonie zu finden. Das heißt, es wird Unglück sichtbar – in irgendeiner Form. Die Reaktion eines Menschen wird dann üblicherweise Ablehnung sein, denn er will ja das Glück und nicht das Unglück. Und damit beginnt schließlich der Teufelskreis. (In der Geschichte wird genau DIESES Spiel vom Teufel selbst aufrechterhalten.) Durch die Ablehnung wird das Unglück weiterhin von seinem Gegenpol abgespalten und zusätzlich noch durch die Aufmerksamkeit, die durch den Kampf entsteht, gestärkt. In gleichem Maße wird die Sehnsucht nach Glück größer. Und hier kommt der nächste Fehler ins Spiel: Das Glück wird angestrebt. Durch das Streben nach Glück versetzt man sich in einen Potentialmangel – also in einen Mangelzustand des Glücks. Durch diesen Seinszustand wird einem in der Realität weiterhin ein Mangel an Glück gespiegelt. Die Sehnsucht wird größer, der Kampf gegen das Unglück ebenfalls, der Mangel wächst und die Trennung der Pole driftet immer weiter auseinander. Dadurch entsteht eine größere Anziehung. Der eine Pol zieht den anderen wieder an und: Es wird wieder Unglück sichtbar – in irgendeiner Form. Zusätzlich ist das Unglück nun durch den Fokus des Kampfes und den Mangelzustand gewachsen. Lehnt man nun wieder ab, beginnt das Spiel von neu. Das Unglück wächst immer weiter, während die Sehnsucht nach dem Glück immer größer wird. Man befindet sich in einem Pendelspiel, nimmt große Anstrengungen auf sich, um großes Glück zu erschaffen und erlebt immer wieder das Gegenteil. Die Gründe dafür sind simpel:
Die Energie folgt der Aufmerksamkeit und Kampf/Ablehnung bedeutet Fokus, also schenkt man dem Pol, den man ablehnt, Energie. Gleichzeitig wächst der Gegenpol und die Sehnsucht nach immer größerem Glück nimmt zu. Durch das Streben nach diesem Glück versetzt man sich in einen Mangelzustand, der vom Leben gespiegelt wird. Der Mangelzustand wächst durch das Streben und den Kampf gegen das Unglück immer mehr, wodurch auch der Kampf und das Streben stärker werden. Dadurch findet immer größere Trennung zwischen den Polen statt – die Schere klafft immer weiter auseinander. Mit der Trennung wird auch die Anziehung der beiden Pole immer größer und stärker, so dass immer größeres Unglück angezogen wird.
Man erschafft sich dadurch also ein dreifaches Dilemma: Trennung/Anziehung der Pole, Fokus aufs Negative und dadurch Wachstum des Negativen, Mangelzustand durch das Streben nach Positivem.
Dabei hat man sich dieses Dilemma selbst erschaffen, indem man etwas als Polarität betrachtet, das keine Polarität ist. Dieses Spiel hört sofort auf, wenn man erkennt, dass Glück und Unglück keine Gegensätze sind. (Siehe: Glücksgefühle sind nicht positiv) Aus diesem Grund ist das Thema Polarität so wichtig und deswegen handeln die One-Bücher von Anfang bis Ende hauptsächlich von Polen und Gegenpolen und deren Auflösung. Um das Leid zu beenden, ist es wichtig aus diesem Pendelspiel der Pole auszusteigen. Solange man darin gefangen ist, wird man immer streben und kämpfen, wollen und ablehnen und es wird immer einen Gegenpol des Glücks geben – das Unglück. Das Gesetz der Polarität wird seine Existenz aufrechterhalten. Das Unglück muss weiterhin existieren und man wird es weiterhin spüren, egal wo, wie und wann. Es existiert einfach – genauso wie sein Gegenpol – denn ein Pol kann immer nur mit seinem Gegenpol existieren. Seine Existenz hört erst dann auf, wenn die Illusion erkannt wird und demzufolge ein verschmelzen der Pole und damit deren Auflösung stattfindet. Dies geschieht zum Beispiel durch die Akzeptanz und die Absichtslosigkeit (Euphoria) oder durch bedingungslose Liebe (One).